Editorial zum MarktKalender KunstHandWerk 2012

Im vergangenen Jahr haben wir damit begonnen, den Marktkalender mit einem Material (Holz) und der jeweiligen Sparte als Motto in Bildmotiv und Herausgeber-Text zu verknüpfen. Voraus eilend verweist hier die Sprache schon auf die aktuelle Wahl: TEXTILkunst/handwerk. Die Herstellung von Geweben zählt mit ihren Wur­zeln vor mehreren zehntausend Jahren zu den ältesten Kulturtechniken der Mensch­­heit. Dieses archaische Erbe webt und wirkt bis in die Alltagssprache hinein, wenn von einem Text die Rede ist und neuerdings vom Web.

Bereits in alten Kulturen wurden textile Herstellungs­wei­sen mit höchster Kunst­fer­tig­keit und dabei mit einfachsten mechanischen Hilfsmitteln ausgeübt. Spinnrad und Webstuhl waren dann Meilensteine in der Weiterentwicklung der Verarbei­tung von tierischen und pflanzlichen Fasern zu Stoffen für Bekleidung, Decken, Teppiche und Zelte. Sie sollten natürlich vor allem dem Schutz vor Kälte, Hitze, Wind und Regen dienen, fast immer waren sie aber auch geprägt durch oft aufwendige kunstvolle Gestaltung und zierten Mensch und Räume. »Zweite Haut« als Begriff für Kleidung lässt die ursprünglich hohe Wertigkeit körperlich spüren: die Nähe zu den natürlichen Materialien, aber auch den Anspruch an Haltbarkeit, Passgenauigkeit und Individualität. Durch den technologischen Fortschritt (Maschinen, Elektrizität, Chemiefasern) entwickelte sich mit der Textilindustrie ein gigantischer Produktionszweig, der ohne Zweifel Qualtätszuwachs und hohe Versorgungsleistung ermöglichte. Die Schat­ten­­­seiten aber waren stets auch inhumane Arbeitsbedingungen und Umwelt­schä­den, inzwischen meist ausgelagert in Billiglohnländer.

Mittlerweile entwickelt sich in Bezug auf Bekleidung und Textilien zunehmend ein neues ökologisches und ethisches Bewusstsein, wie es vor allem die »Clean Clothes«-Bewegung zum Aus­druck bringt. Dieses stärkt auch die vielfältigen aktuellen Spielformen von TEXTIL­kunst/handwerk, die von der Anwendung und Erneuerung traditioneller Tech­niken und Stile, über textilkünstlerische Bild- und Rauminstallationen, exquisite und erschwingliche handgefertigte Designmode bis zu Urban Knitting als freche Strickkunst im öffentlichen Raum und Recycling Art reichen. Textiles Gestalten präsentiert sich mit neuem Selbstbewusstsein, abseits von Mode- und Mar­ken­­diktaten: sie steht für hohe Qualität, Kreativität und Nach­hal­tig­keit. TEXTILkunst/handwerk repräsentiert auch einen ganz wesentlichen Anteil bei den Kunsthandwerksmärkten, vor allem bei speziellen Spartenmärkten, Aus­stellungen und Mes­sen. Wir bitten vor den Vorhang: »Textile Kultur Haslach« mit dem Webermarkt, die biennale Ausstellung »Kunst.Kontakt.Textil« im Bezirk Ober­pullendorf, die Messe ZWEI FACH in Salzburg und den Färbermarkt Gutau!

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